Oekolampad

Bucer

Capito


Wer war Wibrandis Rosenblatt (Wikipedia)

Leben

Sie war die Tochter von Hans Rosenblatt (um 1475 – um 1530), des späteren Schultheissen von Säckingen und kaiserlichen Feldhauptmannes, der kaum je bei seiner Familie zu Hause war. Über ihre Kindheit ist nichts bekannt. Ihre Mutter Magdalena Strub zog später nach Basel, woher ihre Familie stammte und wo sie mehrere Verwandte im Stadtrat hatte.

 

1524 heiratete die zwanzigjährige Wibrandis den humanistisch gebildeten Basler Magister Ludwig Keller, der sich auch Ludwig Cellarius († 1526) nannte. Schon im Sommer 1526 starb Cellarius und liess sie mit einer Tochter zurück, die wie die Mutter Wibrandis hiess.

Die Ehen und Kinder in der Übersicht

  • 1524 bis 1526 mit Ludwig Cellarius († 1526), eine Tochter
    • Wibrandis (1525-1582)
  • 1528 bis 1531 mit Johannes Oekolampad (1482–1531), zwei Töchter und einen Sohn
    • Eusebius, 1528-1541 (gest. an der Pest)
    • Irene, 1530-1540
    • Aletheia, 1531-?
  • 1531 bis 1541 mit Wolfgang Capito (1478–1541), drei Töchter und zwei Söhne
    • Agnes, 1533-1610
    • Dorothea, 1535-1541 (gest. an der Pest)
    • Johann Simon, 1537-? (1567 als verschollen erklärt)
    • Wolfgang Christoph, 1538-1541 (gest. an der Pest)
    • Irene, 1541-1585
  • 1542 bis 1551 mit Martin Bucer (1491–1551), eine Tochter und ein Sohn
    • Martin, 1543-1546
    • Elisabeth, 1545-?

Ehe mit Oekolampad

1528 heiratete der Reformator Johannes Oekolampad die 22 Jahre jüngere Wibrandis, die eine begeisterte Anhängerin der neuen Lehre war. Erasmus von Rotterdam spöttelte, Oekolampad habe als Busse für die Fastenzeit eine attraktive junge Frau geheiratet. In den Augen von Oekolampad war sie zwar etwas zu jung, aber eine gute Christin aus respektabler, aber nicht zu reicher Familie. Ein Jahr nach der Heirat schrieb er an Capito: „Meine Frau ist, was ich mir immer wünschte. Sie ist weder streitsüchtig noch geschwätzig und treibt sich nicht herum, sondern kümmert sich um den Haushalt.“ Wibrandis war genau die Ehefrau, wie sie sich die damaligen Reformatoren wünschten: arbeitsam, bescheiden, gehorsam und bibelkundig. Da sie Basler Bürgerin war, bekam Oekolampad 1530 ebenfalls das Basler Bürgerrecht. Aus dieser Ehe entsprangen drei Kinder: Eusebius (nach dem Kirchenlehrer Eusebius von Caesarea), Irene (von griechisch Friede) und Aletheia (von griechisch Wahrheit).

 

Als Frau eines Reformators hatte Wibrandis das Haus voll mit Gästen, Flüchtlingen und Notleidenden. Sie stand bereits damals in brieflichem Kontakt mit Agnes, der Frau von Capito, und Elisabeth, der Frau von Bucer, ebenso wie mit Anna Zwingli. Im April 1531 starb Oekolampad und liess Wibrandis als Witwe mit drei Kindern zurück.

Ehe mit Capito

Unterdessen hatte Capito in Strassburg seine Frau durch die Pest verloren. Für einen Witwer mit mehreren Kindern rief eine solche Situation im 16. Jahrhundert nach einer sofortigen Wiederverheiratung. Capito hatte Sabina Bader, die Witwe eines hingerichteten Täufer-Führers aus Augsburg, im Auge. Aber sein Freund Bucer fand, der etwas exzentrische Capito brauche eine praktisch veranlagte Frau, die fest in der reformierten Bewegung verankert war. Wibrandis war da eine passende Partie, und Bucer hoffte, dass die Notlage der Witwe von Oekolampad mit ihren drei Kindern Capito von den Augsburgern abhalten würde.

 

Tatsächlich heiratete der über fünfzigjährige Capito die zwanzig Jahre jüngere Wibrandis und brachte sie nach Strassburg, wo Capito Pfarrer war. Dieser Ehemann war nicht einfach, er litt an Depressionen, war sehr unpraktisch veranlagt und war durch Bürgschaften, die er naiv übernommen hatte, in finanzielle Bedrängnis geraten. Die Pfarrersfrau Wibrandis musste sehr sparsam sein, um die auch in diesem Haus üblichen Flüchtlinge und Hilfesuchenden versorgen zu können. Daneben schenkte sie ihrem Mann in neunjähriger Ehe fünf Kinder. 1541 starb Capito, wie auch drei Kindern von Wibrandis, während einer Pestepidemie.

Ehe mit Bucer

Elisabeth Silbereisen, die erste Frau von Bucer, die bereits 13 Kinder geboren hatte, fiel derselben Epidemie zum Opfer. An ihrem Sterbebett liess sie Bucer und Wibrandis versprechen, einander zu heiraten, um für die Kinder beider Familien zu sorgen. Dies tat Bucer 1542. Wibrandis brachte vier Kinder in die Ehe, die Bucer neben seinem behinderten Sohn wie seine eigenen Kinder betrachtete. Auch hier war Wibrandis für einen grossen Pfarrhaushalt mit zahlreichen Gästen und Hilfesuchenden verantwortlich, den sie während der vielen Reisen ihres Mannes oft allein verwalten musste. Aus dieser Ehe kamen noch zwei weitere Kinder. Bucer sagte über seine Frau, dass sie in jeder Hinsicht perfekt sei, nur dass sie ihn nicht so oft zurechtweise, wie Elisabeth das getan habe.

 

1548 musste Bucer Strassburg verlassen – seine Verbannung war eine Bedingung von Karl V. für einen Friedensschluss. Er zog nach England, wo ihm von Thomas Cranmer in Cambridge eine Stelle als Theologieprofessor offeriert worden war. Er fühlte sich dort nicht wohl und hatte gesundheitliche Probleme, worauf Wibrandis bei einem Besuch entschied, die ganze Familie müsse nach England. 1549 hatte sie den ganzen Umzug erledigt und kam nach England, um Bucer zwei weitere schwierige Winter hindurch zu pflegen.

 

1551 starb Bucer, und Wibrandis kehrte nach Strassburg zurück, wo ihre Tochter Aletheia mit einem jungen Pfarrer verheiratet war. Nach dem Tod ihres Schwiegersohns 1553 ging sie mit ihren zwei unverheirateten Töchtern in ihre Heimatstadt Basel und lebte dort als respektierte Witwe, bis sie 1564 ebenfalls an einer grassierenden Seuche, wahrscheinlich der Pest, starb.